45000 Pfadis feiern weltweite Verbundenheit in West Virginia
Fremde Kulturen jenseits von Vorurteilen und Stereotypen kennenzulernen und Gemeinsamkeiten über Grenzen hinweg zu entdecken – diese Möglichkeit nutzten rund 200 österreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder am 24. World Scout Jamboree, das Ende Juli im Summit Bechtel Reserve im Osten der USA stattfand.
Sie sind als Fremde gekommen und als Freunde gegangen: Rund 200 TeilnehmerInnen des österreichischen Kontingents, davon 137 Jugendliche, reisten Ende Juli aus allen Winkeln der Republik an, um gemeinsam mit rund 45000 PfadfinderInnen aus 150 Ländern in West Virginia die Vielfalt und Einheit der Pfadfinderbewegung zu feiern. Das 24. Weltpfadfindertreffen, ausgetragen von den Pfadfinderorganisationen der USA, Kanada und Mexiko, stand unter dem Motto „Unlock a new world“, was die Kernziele des 1920 ins Leben gerufenen World Scout Jamborees verdeutlichen sollte: Neue Abenteuer erleben, neue Kulturen kennenlernen und neue Freundschaften schließen. Trotz der Weitläufigkeit des Lagerplatzes (mit rund 60km2 in etwa so groß, wie die Stadt Salzburg) ließen diese Erfahrungen nicht lange auf sich warten. Wer morgens mit indischen Pfadfindern seinen Kaiserschmarren teilt, mittags mit estnischen Gitarre spielt, nachmittags mit amerikanischen sein Halstuch tauscht und am Abend dem Konzert eines muslimischen Pfadfinders aus Somalia folgt, der nimmt nach 12 Tagen Lagerleben intensive Erfahrungen und vor allem einen neuen Blick auf die Welt mit zu sich nachhause.
Kulturelle Vielfalt am Cultural Celebration Day
Der kulturelle Austausch zwischen PfadfinderInnen aller Kontinente wurde im Lageralltag ganz selbstverständlich gelebt, aber auch durch interaktive Ausstellungen und Workshops, durch Outdoor-Abenteuer und schließlich auch durch den Cultural Celebration Day unterstützt. An diesem Tag ging es am Summit Bechtel Reserve besonders lebhaft zu: Schottische Pfadfinder in Kilts, nigerianische in Dashikis, japanische in Kimonos und daneben österreichische in Lederhosen und Dirndl – die Jugendlichen präsentierten ihre farbenfrohen Trachten und zeigten sich ebenfalls neugierig, die kulinarischen Besonderheiten anderer nationaler Küchen kennenzulernen. Die 15-jährige Leonie aus Vorarlberg offerierte Jugendlichen aus aller Welt traditionellen Milchreis mit Zucker und Zimt und probierte selbst eine landestypische Lachsspeise und selbstgemachte Süßigkeiten bei den amerikanischen und arabischen Zeltnachbarn: „Es war wahnsinnig spannend sich über die kulturellen Unterschiede der einzelnen Länder zu unterhalten und Jugendliche fremder Länder kennenzulernen.“
Abschlusszeremonie mit wichtiger Botschaft
Als krönender Abschluss des 24. World Scout Jamborees fand am letzten Abend des Großevents die “Closing Ceremony” statt, anlässlich derer der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sowie der Generalsekretär der Weltpfadfinderorganisation Ahmad Alhendawi das Wort an die Jugendlichen richteten. Ban Ki-Moon, in dessen koreanischer Heimat 2023 das 25. World Scout Jamboree stattfinden wird, appellierte daran, dass die globale Gemeinschaft das Pariser Klimaabkommen umsetzen und die Treibhausgasemissionen bis 2025 zu reduzieren müsse: „Wir können mit der Natur nicht verhandeln. Sie wartet nicht auf uns. Die Natur sendet eine starke Warnung an uns, jetzt zu handeln, denn wir haben keinen Plan B, so wie wir keinen Planeten B haben“, erklärte er unter tosendem Applaus der jungen ZuschauerInnen. Der gebürtige Jordanier Alhendawi dankte den TeilnehmerInnen des World Scout Jamborees für ihre weltoffene Haltung: „Dieses Treffen ist eine schöne Erinnerung daran, wie wir Vielfalt und Einheit feiern. Wir haben gemeinsam eine Stadt gebaut, die in Einheit und Verständnis gegründet wurde. Eine wirklich globale Stadt und ein Beispiel dafür, wie die Welt da draußen sein sollte.“ Damit nimmt er einen Grundgedanken auf, den Robert Baden Powell bereits vor einem Jahrhundert formuliert hatte: „Wenn wir mit unseren Nachbarn in fremden Ländern Freundschaft schließen, so werden wir nicht das Verlangen haben, gegen sie zu kämpfen.“ Die 200 PfadfinderInnen aus Österreich haben gemeinsam mit zahlreichen anderen Jugendlichen Brücken über alle geografischen und politischen Grenzen hinweg gebaut und andere Kulturen jenseits von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit kennengelernt. Sie haben gemerkt, dass ein friedliches Miteinander durch interkulturelle und interreligiöse Zusammenarbeit möglich ist – eine Erfahrung, die sie hoffentlich lange begleiten wird.
Jungen Menschen das Abenteuer ihres Lebens ermöglichen
Rund 9000 Mitglieder des International Service Teams (IST) garantierten den reibungslosen Ablauf des 24. World Scout Jamborees in West Virginia. Sie teilten Essen aus, übernahmen Putzdienste und Übersetzungsarbeiten, sie regelten den Busverkehr, leisteten erste Hilfe und leerten die Mülltonnen. Ihre Jobs hätten nicht unterschiedlicher sein können. Gemeinsam war ihnen jedoch ihre Motivation: Sie waren nach West Virginia gereist, um ihren Beitrag für diesen einzigartigen Event zu leisten und den TeilnehmerInnen das Jamboree-Erlebnis ihres Lebens zu ermöglichen. Aus Österreich meldeten sich insgesamt 39 IST aus fast allen Bundesländern und jedem und jeder einzelnen sei an dieser Stelle herzlichst gedankt für seinen und ihren Einsatz.
Teilnehmerin Genet Amann: Wow. Wenn ich das Jamboree mit einem Wort beschreiben müsste wäre es einfach „Wow“.
Mehr als 45 000 Pfadfinder aus über 150 Ländern setzten sich während des WSJ 2019 unter dem Motto „Unlock a new World“ 12 Tage lang im Osten der USA für internationale Verständigung, Freundschaften und Frieden ein, wobei 137 TeilnehmerInnen aus Österreich dabei sein durften.
Wow, wegen der Anzahl der Menschen und die damit verbundenen logistischen Schwierigkeiten, die mehr oder weniger alle gemeistert wurden.
Wow, wegen der Programmpunkte, die nicht nur unterhaltsam waren, sondern mit ihren (zugegeben teilweise sehr langen) Wartezeiten die Möglichkeit boten, neue Leute kennenzulernen.
Wow, wegen der drei Zeremonien (Opening und Closing Ceremony sowie der Unity Show), die nicht nur für sehr gute Unterhaltung sorgten, sondern auch informativ waren und Themen wie Umweltschutz und internationale Verständigung ansprachen und dazu begeisterten etwas zu ändern oder zu verbessern.
Wow, da die BSA (Boy Scouts of America), die Scouts of Canada und die Asociación de Scouts de Mexico für 12 Tage eine Stadt errichteten, die mit Problemen wie Wasser- und Nahrungsmittelversorgung sowie medizinischer Absicherung zurecht kommen musste, wie jede Stadt, zusätzlich aber noch die Schwierigkeit hatte, verschiedensten Kulturen der ganzen Welt eine Heimat für diese Zeit am Summit Bechtel Resort zu schenken, in der sich jeder wohl fühlen kann.
Das Jamboree war also ein einziges Wow-Erlebnis, egal ob man Workshops besuchte, Abzeichen und Halstücher tauschte oder von einer Aktivität zur nächsten rannte. Es war für jeden etwas dabei und ich danke allen, die dieses Zusammentreffen aller Völker zu einem einzigartigen Event machten, das sicher kein Beteiligter je vergessen wird und natürlich auch all jenen, die es uns österreichischen TeilnehmerInnen ermöglichten, daran teil zu haben.
Gut Pfad,
Rita Krainer und Genet Amann